Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich dich als Welpe zu mir nach Hause geholt habe. An die ersten gemeinsamen Tage. Das gegenseitige Beschnuppern und Kennenlernen. Ich weiß noch, wie oft du als junger Hund über Grenzen hinaus gegangen bist. Über meine und über deine. Und wie reumütig du jedes Mal zurückgekommen bist. Du wusstest genau, wann du zu weit gehst. So viel Energie und pure Lebensfreude sind nicht leicht zu zügeln. Mit den Jahren bist du ruhiger geworden. Und nach so langer Zeit, die wir Seite an Seite verbracht haben, verstehen wir uns blind.
Wir sind ein eingespieltes Team. Nie waren wir uns so nah und vertraut wie heute. Du musst nicht mehr jedem Schmetterling hinterherjagen und bei unseren gemeinsamen Laufrunden läufst du nicht mehr selbstverständlich vorneweg. Aber du hast immer noch Spaß daran. Wenn du in die Jahre kommst, ist das mit verschiedenen Veränderungen verbunden. Wie aber äußern sich diese? Woran erkenne ich den Alterungsprozess und was kann ich für dich tun, damit du auch in deiner Seniorenzeit fit bleibst und wir gemeinsam noch viel Freude haben? Auf diese und andere Fragen gibt es hier Antworten.
Erste Alterungszeichen erkennst du leicht: Oft sind es die grauen Haare, besonders rund um die Schnauze. Vielleicht ist dein Hund auch weniger agil und aktiv, wird schneller müde und schläft häufiger und länger. Mit fortschreitendem Alter bereiten ihm Treppensteigen oder Hochspringen zunehmend Probleme.
Andere Alterserscheinungen sind meist weniger offensichtlich: Dein Hund hört und sieht schlechter; die Abwehrkräfte lassen nach und er wird anfälliger für Erkrankungen. Womöglich stellst du fest, dass auch die Reaktionen und die Orientierung vermindert sind.
Ebenso kann er verstärkt oder auch zu wenig trinken und insgesamt weniger Appetit haben. Zahnprobleme (z.B. starker Mundgeruch) und Gewichtszunahme trotz unveränderter Fütterung deuten drauf hin: Dein Hund wird alt.
Die gute Nachricht: Das Leben mit einem Senior beschreiben viele Hundebesitzer*Innen als besondere Erfahrung, weil die Beziehung inniger und intensiver wird. Wenn du deinen Liebling eng begleitest, aufmerksam beobachtest und gezielt unterstützt, kann er bis ins hohe Alter fit und beweglich bleiben. Ein stabiler, gesunder Bewegungsapparat ist dafür eine wichtige Voraussetzung – und um diesen zu erhalten, kannst du einiges tun.
Wann du bei deinem Tier mit ersten Alterserscheinungen rechnen musst, ist vor allem von Rasse und Genetik abhängig. Man sagt, große Hunde altern schneller als kleine.
Gut zu wissen!
Diese Tabelle kann dir nur Anhaltspunkte dafür geben, wie alt dein Hund in etwa in Menschenjahren wäre. Neuere Studien geben Hinweise darauf, dass unsere Vierbeiner vor allem in den ersten Lebensjahren deutlich schneller altern als wir Menschen und sich der Prozess dann verlangsamt.
Bei der genaueren Berechnung hilft folgende Formel: 16 ln (Hundealter) + 31 = Menschenalter*
Mit zunehmendem Alter verändert sich vor allem auch der Bewegungsapparat deines Hundes: Die Muskulatur wird schwächer, die Knochenstruktur verändert sich durch die tägliche Belastung und die Gelenke nutzen sich ab. Bewegungen können nun auch immer wieder Schmerzen verursachen. Hier beginnt der chronische Gelenkverschleiß (= Arthrose).
Aber was genau passiert im Gelenk? Im gesunden jungen Gelenk überzieht eine Knorpelschicht die Knochenflächen und wirkt wie ein „Stoßdämpfer“. Die Gelenkflüssigkeit, die sich im Spalt zwischen den Knochenenden befindet, sorgt zusätzlich dafür, dass die Knochen bei Bewegung reibungslos übereinander gleiten. Im Laufe der Jahre produziert der Körper jedoch immer weniger dieser Flüssigkeit. Damit fehlt es an genügend „Gleitmittel“ und auch der Gelenkknorpel verliert an Elastizität. Der Stoßdämpfer arbeitet nun nicht mehr 100%-ig, Schäden am Knorpel können entstehen.
Die Reibung im Gelenk verursacht nun zunehmend Schmerzen und regelmäßig wieder aufflammende Entzündungen fördern den Verschleiß. Der Prozess schreitet voran und führt zum weiteren Abbau des Gelenkknorpels. Ein Teufelskreis! Nicht ausgeheilte Verletzungen, über- und fehlbelastete Gelenke sowie auch Übergewicht und Bewegungsmangel begünstigen den Gelenkverschleiß zusätzlich.
Links: Gesundes Gelenk, (1) Synovialmembran, (2) Knochenwand, (3) Gelenkkapsel, (4) Gelenkknorpel, (5) Knochen, Rechts: Gelenk mit Arthrose: (6) Neubildung von Blutgefäßen und Nervenenden, (7) Knorpelschäden und -abbau, (8) Bildung von Knochenauswüchsen, (9) Entzündung der Synovialmembran, (10) Knochenumbau
Gut zu wissen!
Der Gelenkknorpel funktioniert wie ein Schwamm. Er kann nur durch regelmäßige Be- und Entlastung die Gelenkflüssigkeit aufnehmen und so mit Nährstoffen versorgt werden. Wird das Gelenk nicht bewegt, kommt es zu einer Unterversorgung des Knorpels und die Arthrose schreitet schneller voran.
Für deinen Hund bedeutet der fortschreitende Gelenkverschleiß zunehmend weniger Lebensqualität: Entzündungen und Schmerzen schränken die Beweglichkeit ein. Das Laufen tut ihm weh und selbst natürliche Bedürfnisse wie sich kratzen und putzen, sich rekeln und strecken können sehr unangenehm sein. Um deinem Liebling eine bewegliche und glückliche Seniorenzeit zu ermöglichen, solltest du schon früh auf mögliche Anzeichen achten: Je früher eine Arthrose erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Chance auf ein schmerzfreies Altern.
(1) Hüftgelenk, (2) Kniegelenk, (3) Sprunggelenk, (4) Schultergelenk, (5) Ellbogengelenk, (6) Karpalgelenk, (7) Zehengelenke
Gut zu wissen!
Etwa jeder 5. Hund leidet im Laufe seines Lebens an einer Arthrose. Häufig sind die in Grafik oben gezeigten Gelenke betroffen.
Falls du die Vermutung hast, dass dein Hundesenior an Arthrose leidet, kann deine Tierärztin / dein Tierarzt mittels Begutachtung beim Laufen, gründlichem Abtasten sowie einem Röntgenbild und evtl. auch einer Ultraschalluntersuchung eine genaue Diagnose stellen und eine geeignete Therapie beginnen.
Zwar ist die Arthrose nicht heilbar, weil der Knorpel dauerhaft geschädigt ist, aber sie kann behandelt werden. Die Therapie ist anspruchsvoll, denn sie ist in der Regel für den Rest des Lebens notwendig. Deshalb sollte sie gut verträglich und einfach anzuwenden sein. Was ist das Ziel dieser Behandlung? Die Therapie sollte nicht nur die Schmerzen und Entzündungen lindern, sondern auch den Gelenkknorpel und damit die Beweglichkeit deines Vierbeiners so lange wie möglich erhalten und schützen.
Für ältere Tiere, die auch an verschiedenen Erkrankungen gleichzeitig leiden können, gilt: Die zu verabreichenden Medikamente sollten gut kombinierbar und möglichst ohne Nebenwirkungen sein. Natürliche Tierarzneimittel können hier gute Dienste leisten.
Gut zu wissen!
Neben einer Schmerztherapie – um die akuten Schmerzen zu lindern – empfiehlt sich als Langzeittherapie zusätzlich die Gabe von Tierarzneimitteln mit regenerativen Effekten auf den Gelenkknorpel. Wenn Du deinen Hund unterstützen möchtest, denke an die natürlichen Tierarzneimittel von Heel Vet.
Habe deinen Senior stets gut im Blick, reagiere sensibel auf seinen Aktivitätsdrang und überfordere ihn nicht. Achte vor allem auf Verhaltensänderungen.
Ältere Hunde brauchen weniger Energie als junge. Das solltest du auch beim Füttern berücksichtigen. Ergänzungsfuttermittel, die z.B. Chondroitin und Glukosamine enthalten, können das Gelenk zusätzlich unterstützen.
Richte feste und geeignete Plätze für deinen Hund ein, an die er sich zurückziehen und sich von den Spaziergängen erholen kann.
Ein zu hohes Gewicht beansprucht die Gelenke zusätzlich. Kontrolliere regelmäßig das Gewicht deines Tieres und passe – falls erforderlich – die Futtermengen an. Gib deinem Hund lieber mehrere kleine Portionen, denn seine Verdauung kann im Alter träger werden.
Verkürze je nach Gemütszustand deines Hundes eure Strecken und geht lieber mehrere kleine Runden am Tag.
Schwimmen beispielsweise ist hervorragend für ältere Hunde geeignet. Hier werden die Gelenke bei der Bewegung geschont, da sie das Gewicht des Hundes nicht tragen müssen.
Geistige Beschäftigung und Aufmerksamkeit im Hundealter sind mindestens genauso wichtig wie körperliche Auslastung. Auch für Senioren eignen sich daher Such- und Intelligenzspiele oder Balanceübungen.
Für deinen älteren Hund sind regelmäßige gründliche Untersuchungen besonders wichtig. Ein- bis zweimal im Jahr solltest du ihn bei einer Tierärztin / einem Tierarzt vorstellen.
Wenn unsere Vierbeiner altern, hat das auch Auswirkungen auf ihren gesamten Körper. Neben der Wahrscheinlichkeit, an Arthrose zu erkranken, steigt auch das Risiko für organische Erkrankungen. Leider verlaufen einige davon oft lange Zeit unbemerkt, d. h. du siehst die Veränderungen womöglich nicht sofort. Damit du weißt, auf welche ersten Anzeichen du achten solltest und wann du dir tierärztlichen Rat holen solltest, geben wir dir hier einen Überblick über häufige organische Erkrankungen bei älteren Hunden:
Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist eine häufige Erkrankung bei älteren Hunden, die oft erst spät erkannt wird. Sichtbar wird sie meist erst, wenn die Schilddrüse nicht mehr ausreichend Hormone produziert, was wiederum zu einem verlangsamten Stoffwechsel führt. Die Symptome sind vielfältig und leider unspezifisch, weshalb sie oft mit normalen Alterserscheinungen verwechselt werden. Typische Anzeichen sind Gewichtszunahme trotz unveränderter Futtermenge, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Kälteempfindlichkeit. Ist dein Hund betroffen, hat er womöglich ein stumpfes, dünnes Fell und neigt zu Hautproblemen. Auch eine erhöhte Infektanfälligkeit, Herzprobleme und Verhaltensänderungen wie Reizbarkeit oder Trägheit können auftreten.
Die gute Nachricht: Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich gut behandeln. Nach einer fundierten Diagnose können durch die tägliche Gabe von Schilddrüsenhormonen die Symptome in der Regel vollständig kontrolliert werden. Achte darauf, dass du deinen Hund regelmäßig zur Kontrolle in deiner Tierarztpraxis vorstellst, um die Dosierung anzupassen und den Gesundheitszustand zu prüfen.
Leider verläuft auch die chronische Nierenerkrankung (CNE) beim Hund lange still. Das bedeutet, dass die abnehmende Nierenfunktion für dich schwer zu erkennen sein kann. Das liegt daran, dass obwohl Nierengewebe kaputt geht, das restliche Nierengewebe diesen Funktionsverlust zunächst ausgleichen kann. Symptome treten dann erst auf, wenn die Nieren nicht mehr vollständig in der Lage sind, das Blut ausreichend zu filtern. Dadurch sammeln sich Stoffwechselprodukte im Körper an, die ansonsten über den Urin ausgeschieden werden. Typische erste Symptome sind vermehrtes Trinken und Urinieren, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mattigkeit. Auch stumpfes Fell, Mundgeruch und Zahnfleischveränderungen können Symptome einer CNE sein.
Je eher eine CNE erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen, die Nierenfunktion deines Hundes lange zu erhalten. Um diese und andere Erkrankungen frühzeitig zu erkennen, werden von vielen Tierärztinnen und Tierärzten regelmäßige Check Ups inklusive Blutuntersuchungen empfohlen. Lass dich hierzu von deinem Tierarzt / deiner Tierärztin beraten.
Leidet ein Hund an einer Leberinsuffizienz, können die Symptome zunächst unspezifisch sein. Da die Leber unter anderem die Aufgaben hat, Giftstoffe zu verarbeiten und wichtige Stoffwechselfunktionen zu erfüllen, können die Symptome vielseitig sein. Achte auf Anzeichen wie Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Mattigkeit. Auch Gelbsucht (gelbliche Verfärbung der Schleimhäute und Augen), Durchfall, vermehrtes Trinken und Wasserlassen können Symptome einer Leberinsuffizienz sein. Zeigt dein Hund diese Symptome, solltest du dringend deine Tierarztpraxis aufsuchen.
Wenn das Gehirn deines alternden Hundes nicht mehr so effizient arbeitet wie früher, kann das zu Verhaltensänderungen und Desorientierung führen. Besonders in stressigen Situationen, wie nach großer Anstrengung, können die Symptome deutlicher hervortreten. Dazu gehören Verwirrung, der Hund findet sich in gewohnter Umgebung plötzlich nicht mehr zurecht, oder bellt auffällig oft. Vielleicht ist er plötzlich nicht mehr stubenrein und zieht sich vermehrt zurück. Manche Hunde schlafen deutlich mehr am Tag und sind dafür unruhiger in der Nacht. Auch die kognitive Dysfunktion ist eine schleichende Erkrankung, weswegen du schon auf Kleinigkeiten achten solltest.
Spezielle Diäten, Ergänzungsfuttermittel und Medikamente können helfen, die kognitive Funktion deines Hundes zu unterstützen. Wichtig ist auch, den Fortschritt der Erkrankung im Blick zu haben und die Therapie entsprechend anzupassen. Deine Tierärztin / dein Tierarzt wird dich hierzu gerne beraten.
Gut zu wissen
Bei allen organischen Erkrankungen im Alter gilt: Je früher die Symptome erkannt und ernstgenommen werden, desto besser kann deinem Senior geholfen werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei deiner Tierärztin / deinem Tierarzt, eine angepasste Fütterung und gezielte medikamentöse Behandlung können dazu beitragen, die Lebensqualität deines Hundes bis ins hohe Alter zu erhalten.
* Wang et al., 2020 Cell Systems 11, 176–185; doi.org/10.1016/j.cels.2020.06.006
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