Chronische Nierenerkrankung (CNE) der Katze

Dank hochwertiger Futtermittel, guter Pflege und medizinischer Versorgung ist die Lebenserwartung von Hauskatzen deutlich gestiegen: 15 Jahre und mehr sind keine Seltenheit. Mit steigendem Lebensalter nimmt jedoch auch die Gefahr von Alterserkrankungen zu. Bei Katzen besonders häufig ist die chronische Nierenerkrankung, kurz CNE: Geschätzt leiden rund 30 % der Katzen über 15 Jahren an der CNE [1]. 

Da die Nierenfunktion im Laufe der Erkrankung immer weiter abnimmt, sind eine frühe Diagnose sowie ein rascher Behandlungsbeginn entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität der Katze so lange wie möglich zu erhalten. 

Was ist eine CNE bei der Katze?

Wie wir Menschen auch haben Katzen zwei Nieren. Jede dieser Nieren besteht aus ca. 200.000 kleinen Filtereinheiten (Nephrone). Das Blut im Körper wird jeden Tag mehrere hundert Mal durch die Nieren gepumpt und dort aufbereitet. Gereinigt fließt es in den Organismus zurück. Abgepresstes Wasser und darin enthaltene Abfallprodukte werden über das Nierenbecken und den Harnleiter zunächst in der Harnblase gesammelt und anschließend über die Harnröhre als Urin ausgeschieden.
Die chronische Nierenerkrankung beginnt mit Schäden an den Nierenkörperchen. Die Nieren gleichen den Verlust aus, indem die noch intakten Nephrone ihre Leistung steigern. Durch die Überlastung gehen weitere Nephrone zugrunde und die Nieren können ihre Funktion nicht mehr ausreichend erfüllen, etwa das Ausscheiden von Abbauprodukten des Stoffwechsels, die Regulation des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushaltes sowie des Blutdrucks. Letztlich bewirkt die CNE eine „innere Vergiftung“ in Form einer tödlich verlaufenden Harnvergiftung (Urämie).

Die chronische Nierenerkrankung ist eine unheilbare und fortschreitende Krankheit, bei der die Nierenfunktion immer weiter abnimmt. Katzen sind dafür aufgrund der Beschaffenheit ihrer Nieren deutlich anfälliger als etwa Hunde, da sie eine wesentlich geringere Anzahl an Nierenkörperchen (den sogenannten Nephronen) besitzen, die bei einer CNE nach und nach zugrunde gehen. 

Was im Einzelfall die genaue Ursache für den Ausbruch der chronischen Nierenerkrankung war, lässt sich in den meisten Fällen nicht eindeutig bestimmen, da die Diagnose oft erst Wochen, Monate oder sogar Jahre nach Beginn der Erkrankung gestellt wird. Voraus geht aber in den meisten Fällen eine Schädigung des Nierengewebes, etwa durch Infektionen, eine Nierenentzündung, Schadwirkung durch Fremdstoffe, Durchblutungsstörungen oder genetische Defekte. Auch die relativ geringe Flüssigkeitsaufnahme von Katzen kann zur Entstehung einer CNE beitragen.

Dass die Erkrankung gerade bei älteren Katzen auftritt, liegt vermutlich auch an altersbedingten Rückbildungsvorgängen der inneren Organe. Durch diese nehmen die Durchblutung sowie die Funktion des Nierengewebes deutlich ab. Die meisten CNE-Fälle werden bei Katzen über sieben Jahren diagnostiziert.

Gut zu wissen

  • Erst wenn zwei Drittel der Nephrone irreversibel zerstört sind, treten offensichtliche Krankheitszeichen der chronischen Nierenerkrankung auf. Deshalb ist es ratsam, spätestens bei 7 Jahre alten Katzen, jährliche Nieren-Checks beim Tierarzt durchführen zu lassen. (AAFP Guidelines)


Klassifizierung der CNE bei der Katze

Die chronische Nierenerkrankung wird üblicherweise nach dem IRIS-Staging in vier Stadien eingeteilt. IRIS steht hierbei für International Renal Interest Society, ein Gremium aus internationalen Nierenspezialisten zur Festlegung von Standards zur Diagnose und Therapie der CNE bei Katzen und Hunden. Das jeweilige Krankheitsstadium gibt einen Hinweis darauf, wie weit die Schädigung der Nieren bereits fortgeschritten ist. Der Tierarzt nutzt diese Stadien bei der Überwachung der Katze und kann so z.B. beurteilen, ob der Krankheitsverlauf stabil ist oder fortschreitet.

Um eine Katze in eines der vier Hauptstadien einordnen zu können, muss der Kreatininwert im Serum mindestens zweimal im Abstand von etwa zwei bis vier Wochen bestimmt werden.

Symptome der CNE bei der Katze

Die CNE ist eine tückische Erkrankung. Zum einen verläuft diese oft stufenartig: Auf lange stabile Phasen folgen plötzliche Verschlechterungen des Gesundheitszustandes. Zum anderen sind die Symptome, durch die sich die CNE äußert, unspezifisch und die Krankheit kann von Katze zu Katze ganz unterschiedlich verlaufen – und daher oftmals lange unbemerkt bleiben. Erst wenn über zwei Drittel aller Nephrone zugrunde gegangen sind, zeigen sich schwere Krankheitssymptome. 

Besonders Halter von älteren Tieren sollten deshalb ihre Katze aufmerksam beobachten und auch bei geringen Veränderungen des Allgemeinzustandes und bei Verhaltensauffälligkeiten einen Tierarzt aufsuchen. Erstes Anzeichen einer CNE können z.B. vermehrtes Trinken und Veränderungen beim Harnabsatz sein.

Warnsignale, die auf das Vorliegen einer CNE, aber auch anderer Erkrankungen hindeuten können:

  • Vermehrter Durst
  • Häufiger Urinabsatz
  • Kein Appetit
  • Gewichtsverlust
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Mangelnde Fellpflege
  • Stumpfes, verfilztes Fell
  • Verkriechen, möchte nicht gestreichelt werden
  • Kein Interesse am Spielen
  • Teilnahmslosigkeit
  • Mundgeruch
  • Austrocknung
  • Glanzlose, eingesunkene Augen

 

Nimmt die Katze nicht genügend Wasser auf, droht die Dehydrierung (Austrocknung) – diese ist lebensgefährlich und muss unverzüglich behandelt werden! Um eine Austrocknung zu erkennen, hilft ein einfacher Test: Zieht man vorsichtig mit zwei Fingern eine Hautfalte im Nacken oder an der seitlichen Brustwand etwas hoch, flutscht diese im Normalfall sofort wieder zurück. Im Falle einer Austrocknung bleibt die Hautfalte länger als normal stehen.

Untersuchungen bei CNE der Katze

Beim Verdacht auf eine chronische Nierenerkrankung erfolgt zunächst eine gründliche Anamnese und Allgemeinuntersuchung durch den Tierarzt.

Im Anschluss ermöglichen verschiedene weitergehende Untersuchungen, eine CNE sicher zu erkennen oder – im besten Fall – auszuschließen. Ein komplettes Blutbild ist hierbei grundlegend: Da Abfallprodukte des normalen Stoffwechsels wie Kreatinin und Harnstoff bei einer CNE nicht mehr ausreichend mit dem Urin ausgeschieden werden und sich im Blut anreichern können, deuten erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte auf das Vorliegen eines Nierenschadens hin. Auch Konzentrationsveränderungen bestimmter Spuren- und Mengenelemente wie etwa Natrium oder Phosphat lassen Rückschlüsse auf eine Erkrankung der Niere zu. 

Die Blutanalyse wird bei Nachuntersuchungen wiederholt, um Veränderungen, aber auch das Anschlagen einer eingeleiteten Therapie besser beurteilen zu können. Die Untersuchung des Urins ist ebenfalls unerlässlich für eine Diagnose, da der im Urin enthaltene Blut-, Protein- und Zuckergehalt auf eine CNE hinweisen kann. Darüber hinaus lassen sich mittels Urinanalyse auch die Nierenfunktion sowie der Schweregrad einer CNE bestimmen.

Da viele Katzen mit chronischer Nierenerkrankung einen erhöhten Blutdruck haben, empfiehlt sich außerdem eine Blutdruckmessung. Auch bildgebende Verfahren können zur Diagnose beitragen: Beim Ultraschall oder Röntgen kann der Tierarzt Veränderungen der Form, Struktur und Lage der Nieren und anderer Organe sehen.

Therapie der CNE bei der Katze

Die CNE ist eine nicht heilbare Erkrankung. Die Therapiemaßnahmen zielen deshalb darauf ab, das Fortschreiten der CNE zu verlangsamen und die Lebensqualität der Katze so lange wie möglich zu erhalten. Die Umstellung auf eine spezielle Nieren-Diät mit Nieren-Diätfutter ist hier das erste Mittel der Wahl. Durch regelmäßige tierärztliche Kontrollen sollte das Anschlagen der Therapie überprüft werden. Verweigert die Katze jedoch die Futterumstellung oder leidet mit Fortschreiten der Krankheit unter zunehmender Appetitlosigkeit und anderen Symptomen, müssen weitere Therapiemaßnahmen eingeleitet werden.

Gut zu wissen!

Auch biologische Therapien können hier zum Einsatz kommen. Aus rechtlichen Gründen dürfen wir Ihnen kein Arzneimittel empfehlen.Fragen Sie Ihren Tierarzt nach den Möglichkeiten der biologischen Tierarzneimittel von Heel Vet.

Vorsorge bei CNE der Katze

Da zerstörtes Nierengewebe nicht ersetzt werden kann, ist die CNE nicht heilbar. Je früher die Erkrankung jedoch erkannt und behandelt wird, desto höher stehen die Chancen, dass der Vierbeiner noch lange ein gutes Leben führen kann.

Für Halter gilt deshalb: Beginnen Sie frühzeitig mit der Vorsorge! Ideal ist ein Nieren-Check, sobald die Katze ausgewachsen ist. Spätestens ab dem 7. Lebensjahr sollte bei jeder Katze ein jährlicher Nierencheck beim Tierarzt durchgeführt werden. Dabei wird der individuelle Kreatinin-Referenzwert der Katze bestimmt. Dieser ist bei der Früherkennung wichtig, da der Kreatinin-Wert einer Katze bei Gesundheit zwar relativ konstant ist, der Wert sich jedoch von Katze zu Katze  unterscheidet. Der individuelle Kreatinin-Referenzwert ist daher entscheidend, um krankhafte Veränderungen der Nieren frühzeitig diagnostizieren zu können. Bei der Früherkennung einer CNE ist auch der Halter selbst gefordert: Gerade bei Katzen über 7 Jahre sollte aufmerksam auf gesundheitliche Veränderungen oder Auffälligkeiten im Allgemeinbefinden bzw. Verhalten geachtet werden.

Gut zu wissen

Auch biologische Therapien können hier zum Einsatz kommen. Fragen Sie Ihren Tierarzt nach den Möglichkeiten von biologischen Arzneimitteln!

Weitere Informationen zu Symptomen sowie zur Entstehung und Behandlung der chronischen Nierenerkrankung finden Sie in unserer Info-Broschüre.


Die chronische Nierenerkrankung (CNE) bei Katzen.

Die chronische Nierenerkrankung (CNE) bei Katzen

Die CNE kommt auf leisen Pfoten

Was ist eine CNE und welche Folgen hat sie? Und wie erkennt man erste Alarmsignale? Dieser Leitfaden führt durch das komplexe Krankheitsbild der CNE und hilft das Wesen und den Verlauf der Krankheit besser zu verstehen. Vor allem ältere Katzen sind anfällig für das Auftreten der chronischen Erkrankung. Bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung können sie jedoch häufig noch ein langes Leben führen. In der Broschüre erfahren Sie, wie Sie Ihren Tierarzt bei der Früherkennung unterstützen können – schließlich kennen Sie Ihre Katze am besten!

 

1. Geddes et al., 2013