Wusstest du, dass Übergewicht eines der häufigsten Gesundheitsprobleme bei Hunden ist? Und doch wird es oft unterschätzt. Ein paar Extra-Kilos mögen harmlos erscheinen – medizinisch betrachtet kann Übergewicht jedoch eine eigenständige und ernst zu nehmende Krankheit sein, die langfristig das Risiko für zahlreiche andere Erkrankungen erhöhen kann. Gelenkprobleme, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur einige der schwerwiegenden Folgen, die – auch bei unseren Vierbeinern – zu einer verkürzten Lebenserwartung führen können.
Doch woran erkennst du, dass dein Hund zu viel auf den Rippen hat? Was sind die häufigsten Ursachen für Übergewicht, und wie kannst du deinem Hund helfen, wieder ein normales Gewicht zu erreichen?
Tierärztinnen und Tierärzte sprechen von Übergewicht, wenn das Körpergewicht deiner Fellnase mehr als 10 % über dem Idealgewicht liegt. Bei einer Abweichung von mehr als 20 % spricht man bereits von Fettleibigkeit (Adipositas). Ein Labrador z. B. hat idealerweise etwa 30 kg. Ab 33 kg spricht man von Übergewicht, ab 36 kg von Adipositas. Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Beurteilung ist der Body Condition Score (BCS), eine Methode zur Schätzung des Körperfett-Anteils bei Hunden.
Neben der Anzeige auf der Waage können auch folgende körperlichen Merkmale und Verhaltensänderungen ein Anzeichen für Übergewicht sein:
Tastbarkeit der Rippen: Bei einem gesunden Hund sollten die Rippen mit leichtem Druck fühlbar, aber nicht sichtbar sein. Sind sie hingegen von einer dicken Fettschicht überlagert und damit nicht mehr tastbar ist der Hund übergewichtig.
Verlust der Taille: Von oben betrachtet sollte dein Hund eine rassetypisch erkennbare Taille hinter dem Rippenbogen zeigen. Ist dieser Bereich eher „tonnenförmig“ oder verläuft der Körper in einer geraden Linie ohne erkennbare Einschnürung, liegt meist ein zu hoher Fettanteil vor.
Hängender Bauch: Auch die Bauchlinie gibt Aufschluss: Hast du einen normalgewichtigen Hund verläuft sie von den Rippen bis zum Becken leicht aufgezogen. Bei übergewichtigen Tieren kann der Bauch nach unten „durchhängen“ oder bildet sogar eine sichtbare Fettschürze.
Eingeschränkte Bewegungsfreude: Übergewichtige Hunde zeigen oft weniger Lust an Bewegung. Sie sind schneller erschöpft, legen sich häufiger hin, laufen langsamer und wirken insgesamt träger. Schon bei geringer Anstrengung beginnen übergewichtige Hunde häufig schwer zu atmen oder zu hecheln. Treppensteigen oder Laufen kann dann zur Belastungsprobe werden.
Die Hauptgründe für Übergewicht sind nicht medizinisch begründet: Der Hund bekommt zu viel Futter und / oder zu wenig Bewegung.
Viele Hundebesitzer*innen fällt es schwer einzuschätzen, wie viel Energie ihr Hund tatsächlich braucht. Vor allem kleine Rassen benötigen erstaunlich wenig Futter, um ihren Tagesbedarf zu decken. Wer zusätzlich Leckerlis gibt, den Napf zu voll macht oder Essen vom Tisch „spendiert“, sorgt schnell für eine tägliche Kalorienbilanz, die weit über dem Bedarf liegt.
Ein Hund, der sich wenig bewegt, verbraucht entsprechend weniger Energie. Das gilt besonders für Wohnungshunde, die nur kurze Gassirunden machen, oder ältere Tiere, die von Natur aus ruhiger werden. Schlechtes Wetter oder Zeitmangel führen im Alltag dazu, dass Spaziergänge zu kurz ausfallen. Wird die Fütterung dann nicht angepasst, ist ein Kalorienüberschuss vorprogrammiert.
Studien zeigen einen möglichen Zusammenhang zwischen Kastration und Gewichtszunahme bei Hunden auf, wodurch das Risiko von Übergewicht und damit verbundenen Gesundheitsproblemen erhöht wird. Deswegen solltest du nach einer Kastration das Gewicht deines Hundes beobachten und bei Gewichtszunahme die Futterration anpassen.
Mit dem Alter werden viele Hunde gemütlicher und ruhiger, was sich auch im Verlangsamen des Stoffwechsels zeigt: dein Hund verbrennt weniger Energie, selbst wenn er gleich viel frisst wie früher. Gleichzeitig sinkt die Muskelmasse, was den Energiebedarf zusätzlich senkt. Ohne Anpassung der Ernährung ist eine Gewichtszunahme dann fast unausweichlich.
Manche Rassen neigen genetisch bedingt stärker zu Übergewicht, besonders Retriever, Beagle, Cocker Spaniel, Berner Sennenhunde oder Dackel. Sie zeigen oft einen ausgeprägten Appetit, kombiniert mit einem sparsamen Stoffwechsel – eine ungünstige Kombination. Gehört dein Vierbeiner zu einer solchen Rasse, ist es umso wichtiger, von Anfang an auf Gewicht, Ernährung und Bewegung zu achten.
Nicht immer ist Übergewicht das Ergebnis von „zu viel Futter und zu wenig Bewegung“. Auch Erkrankungen können die Ursache sein – allen voran hormonelle Störungen. Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verlangsamt den Stoffwechsel, was trotz normaler Futtermenge zu einer Gewichtszunahme führen kann. Das Cushing-Syndrom, bei dem der Körper zu viel Kortisol produziert, begünstigt ebenfalls Fetteinlagerungen. In solchen Fällen hilft keine Diät allein – hier ist eine gezielte tierärztliche Behandlung notwendig.
Übergewicht ist nicht nur eine Frage der Optik – es beeinträchtigt die Lebensqualität deines Hundes in vielerlei Hinsicht. Die überflüssigen Pfunde belasten den gesamten Organismus, führen zu chronischen Beschwerden und erhöhen das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen. Viele dieser Folgen schleichen sich langsam ein, werden anfangs nicht erkannt – und sind später nur schwer umzukehren.
Jedes zusätzliche Kilo belastet auch das Skelettsystem. Knochen, Gelenke, Bänder und Sehnen sind beim übergewichtigen Hund ständig überfordert – vor allem an empfindlichen Stellen wie Hüften, Knien und Ellenbogen. Die Folge: eine Überlastung der Gelenke, die zu schmerzhafter Arthrose führen kann.
Das Herz eines übergewichtigen Hundes muss härter arbeiten als bei Normalgewicht, um den gesamten Körper mit Sauerstoff zu versorgen. der Blutdruck kann sich erhöhen und so das Risiko für Herzschwäche, Kurzatmigkeit, Kreislaufkollaps oder andere kardiovaskuläre Probleme steigen.
Fettpolster, Hautfalten und ein gestörter Stoffwechsel schaffen ein ideales Milieu für Entzündungen, Pilzinfektionen oder Hot Spots. Gleichzeitig wird das Putzen und Kratzen durch eingeschränkte Beweglichkeit erschwert. Besonders in Hautfalten (z. B. unter dem Hals oder an den Leisten) kann sich Feuchtigkeit stauen, was zu nässenden, juckenden oder übelriechenden Hautveränderungen führen kann.
Übergewichtige Hunde neigen stärker zu Kurzatmigkeit und Hecheln – selbst bei geringer Anstrengung. An heißen Tagen überhitzen sie schneller, da ihr Körper überschüssige Wärme schlechter abgeben kann.
Übergewicht hat nachweislich Einfluss auf die Lebenserwartung eines Hundes (im Durchschnitt um bis zu zwei Jahre) – bei gleichzeitig deutlich geminderter Lebensqualität. Betroffene Tiere altern schneller, sind anfälliger für Krankheiten und benötigen häufiger tierärztliche Betreuung.
Rechtzeitige Prävention, bewusstes Füttern und regelmäßige Bewegung helfen, Übergewicht zu vermeiden.
Hast du den Verdacht, dass dein Hund zu viel auf den Rippen hat, sollte der erste Schritt immer ein Besuch in deiner Tierarztpraxis sein. Denn nur eine fundierte Untersuchung gibt Aufschluss darüber, ob er tatsächlich zu schwer ist und welche Ursachen und Risiken dahinterstecken.
Zunächst wird deine Tierärztin / dein Tierarzt deine Fellnase gründlich abtasten und den Ernährungszustand anhand des bereits erwähnten Body Condition Scores (BCS) feststellen. Dabei wird nicht nur das Gewicht betrachtet, sondern auch die Verteilung von Fettreserven an typischen Stellen wie Brustkorb, Bauch, Lendenregion und Schwanzansatz.
Nun wird das aktuelle Gewicht mit dem rassespezifischen Idealgewicht und der Körpergröße deines Hundes verglichen. Ein Blick auf frühere Gewichtseinträge hilft, die Entwicklung besser einzuordnen.
Um hormonelle Ursachen wie eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder das Cushing-Syndrom auszuschließen, kann eine Blutuntersuchung notwendig sein. Solche Erkrankungen verlangsamen den Stoffwechsel und führen trotz normaler Fütterung zu einer Gewichtszunahme.
Basierend auf den Untersuchungsergebnissen entwickelt deine Tierärztin / dein Tierarzt gemeinsam mit dir einen individuellen Diät- und Bewegungsplan. Dieser berücksichtigt nicht nur Kalorienreduktion, sondern auch eventuelle Begleiterkrankungen, Bewegungsfähigkeit und Vorlieben deines Hundes.
Eine tierärztliche Begleitung ist nicht nur zu Beginn, sondern auch im Verlauf der Gewichtsreduktion entscheidend. Regelmäßige Kontrollbesuche helfen, den Fortschritt zu dokumentieren, das Gewicht langfristig zu stabilisieren und auch Rückschläge frühzeitig zu erkennen.
Hier sind die wichtigsten Maßnahmen für eine gesunde Gewichtsabnahme:
Die tägliche Futterration sollte basierend auf dem Idealgewicht und nicht auf dem aktuellen Gewicht berechnet werden. Hochwertiges, kalorienreduziertes Futter kann helfen, die Energiezufuhr zu senken, ohne dass dein Hund „hungern“ muss. Ganz wichtig, wenn auch die wohl größte Herausforderung: Leckerlis reduzieren oder durch gesunde Alternativen (z. B. Möhren, Gurken) ersetzen.
Regelmäßige Spaziergänge verlängern und spielerische Aktivitäten einbauen (z. B. Apportierspiele oder Agility). Schwimmen ist besonders gelenkschonend und daher ideal für übergewichtige Hunde. Falls dein Hund stark übergewichtig ist, solltet ihr den Bewegungsumfang langsam steigern, um Gelenke und Herz-Kreislauf-System nicht zu überlasten.
Gut zu wissen
Wenn du deinen Hund unterstützen möchtest, denke an die natürlichen Tierarzneimittel von Heel Vet.
Abschließend sind hier die wichtigsten Tipps für ein gesundes Gewicht:
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